- Janne Mommsen – Friesensommer
- Broschiert: 320 Seiten
- Verlag: rororo
- ISBN-13: 978-3499267383
Der junge Kalifornier Harry Peterson flieht 1968 vor der Einberufung zum Vietnamkrieg nach Föhr. Sowohl sein Vater als auch die Familie seiner Mutter kommen von der Nordseeinsel, und Harrys Vater hat dort noch ein Haus. Somit ist es der ideale Fluchtort für Harry, der mit einem gefälschten Pass in einem hippiemäßig bemalten Bus dort ankommt. Es ist erst einmal ein Schock für ihn, aber so nach und nach gewöhnt er sich ein. Doch nach nicht einmal 1 Jahr geht etwas schief und Harry muss erneut fliehen.
40 Jahre später kehrt er zurück nach Föhr. Dort trifft er auf einige alte Bekannte und auch auf seine frühere große Liebe. Kann er an die alten Zeiten auf Föhr anknüpfen?
Wie schon in seinen Büchern rund um Oma Imke entführt Janne Mommsen uns in seinem neuesten Werk wieder auf die Insel Föhr. Diesmal aber nicht nur in das Föhr der heutigen Zeit, sondern auch in das Föhr Ende der 60er. Man taucht mitten in die Welt der Hippies ein. Moment, Hippies auf Föhr? Gab es die da überhaupt?
Er sollte sich vorstellen, dachte Harald, immerhin waren sie ab jetzt Nachbarn. Was das wohl für Menschen waren? Hippies in indischen Klamotten und mit Blumen im Haar wie in San Francisco? Wohl kaum. Andererseits, was hatte der Guru auf dem Balkon in San Francisco gesungen? „Nichts ist unmöglich, vor allem nicht das Unerwartete“ – man wusste also nie. (S. 58)
Natürlich sind die neuen Nachbarn von Harry keine Hippies, und es ist nicht ganz einfach für ihn, Anschluss zu finden. Als es schließlich doch gelingt, beginnt eine tolle Zeit für ihn. Eine Zeit, die ein abruptes Ende findet. Eine Zeit, an die er 40 Jahre später eher unfreiwillig wieder anknüpft.
Gerade diese Zeitsprünge – es werden immer wieder abwechselnd Erlebnisse aus der Vergangenheit und von heute berichtet – macht das Buch besonders spannend und lässt es nur so dahinfliegen.
Harry habe ich dabei genauso schnell in mein Herz geschlossen wie die manchmal etwas sturen Bewohner Föhrs. Das Buch ist voller wahrer interessanter Details, sei es ein lebendes Krokodil, das man in einer Kneipe gewinnen konnte oder die Erlebnisse bei einem Besuch von Gunter Sachs und Brigitte Bardot am Nacktbadestrand von Sylt – dem Buch merkt man an, dass es gut recherchiert wurde. Es spiegelt die Zeit und das Leben auf Föhr gut wieder, ohne belehrend oder langweilig zu sein.
Friesensommer ist ein amüsantes Buch, das gleichzeitig immer wieder nachdenklich stimmt. Locker leicht wie eine Hippieparty liest sich Janne Mommsens Werk. Ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte. Lasst euch Entführen auf die Insel Föhr!
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